Das Familienfest geht in die 30. Runde, Wacken 2019 kommt. Es fällt schwer, dieses Gefühl von Heimat und Familie jenen zu vermitteln, die noch nicht hier sein konnten, doch kann ich nur jedem dazu raten, alleine deswegen einen Besuch zu riskieren. Bands sind Schall und Rauch. Findet man seine musikalische Leidenschaft von Rock über Folk bis Metal, wird einem auf Wacken garantiert nicht langweilig. Selbst Gamern, die einfach mal reinschnuppern wollen, sei ein Besuch ans Herz gelegt. Bleibt für dieses Jahr nur die wichtigste Frage überhaupt über: Rain or Shine. Diese wollen wir die nächsten vier Tage ausgiebig bei einem kleinen Wässerchen erörtern…
Mittwoch, 8:00 Nach erfolgreichen Check-In wir auf dem Campground des Wacken Open Air (WOA) an, nur um festzustellen, dass dieses Jahr die halbe Fläche für Stromnutzer reserviert sind, der Rest leider bereits voll. WTF. Großflächige Reservierungen auf dem Zeltplatz? Wie bitte hätte man das mitbekommen können??? Die Security reagiert jedoch stark, meldet das Dilemma der Organisation und nur wenige Minuten später fällt schon der Entschluss, die Reservierungen für die anlaufende Menge fallen zu lassen und die Situation in Ruhe und Ordnung im Nachgang zu lösen.Souveräner geht es kaum.
Mittwoch 16:00: Die Anreise haben wir so langsam verarbeitet und es geht mit dem Shuttlebus Richtung Infield, Zentrum des Speaktakels am Mittwoch, den Bull Head City Circus. Neben diesen gesellt sich dieses Jahr erstmalig die History Stage.
Diese beherbergt dieses Jahr den Metal Battle. Das kann gut werden, da mehr alteingesessene Bands schon zum Auftakt am Mittwoch spielen und generell mehr Fans ziehen. Es bringt dadurch aber auch eine neue organisatorische Herausforderung mit sich und birgt es das Risiko, dass der Metal Battle, nun über mehrere Tage gezogen, neben dem Angebot der anderen NEUN Bühnenvöllig untergeht, was ein herber Schlag für die Nachwuchsförderung wäre.
Metalheads fassenden Zelt. Wir müssen auf den Bus nicht einmal warten. Moment. Keine Wartezeit? Was stimmt denn hier nicht? Welch angenehme Überraschung.
Klassischerweise beginnt das Spektakel im Bullhead City Circus, dem Parallelaufbaj zweier Bühnen, WET und Headbanger Stage genannt in einem kleinen beschaulichen, ca. 20.000 Headbanger umfassenden Zelt. Los geht es mit THE ADDICTS, eine 1975, mit der Auferstehung der Punk Szene gegründete Punkband, mit der Energie von 20-jährigen. Die durch „Clockwork Orange“ inspirierten Briten geben sich in dem an den Film angelehnten Outfit und der passenden Clownschminke mal wieder die Ehre. Kennen könnte man das Sextett von Ihrem Hit „Viva la revolution“ der auch bei Tony Hawk mit untergebracht ist. Beeindruckend ist die Tatsache, dass die vier Gründungsmitglieder immer noch zusammen in dieser Band spielen, was nach über 40 Jahren sicher keine Selbstverständlichkeit ist. Da Punk auch immer eine gute Stimmung verbreitet, ist auch das ganze Zelt bald angesteckt, welches jetzt schon ungewöhnlich voll ist. Die ersten zehntausend sind sicher schon da.
Weiter geht es mit dem 50-jährigen Jubiläum von UFO… oder auch nicht. Kurz bevor es losgehen
soll, wird eine Unwetterwarnung ausgegeben, das Zelt ist zu räumen, die Autos aufzusuchen.
Leicht irritiert verlassen wir das Zelt, um uns mit den Kollegen beim Metal Markt / Dorf
kurzzuschließen, was Sache ist. Diese haben aber nichts mitbekommen. Die Welt soll untergehen
und nur das Besucher des Zelts werden informiert? Eine halbe Stunde Pause ist prognostiziert. Und was erwartet uns dann nach Pause? Hier ist in der Kommunikation deutlich Luft nach oben. Wenn ich Unglücke vermeiden will, ist es in der Regel recht günstig, wenn die Schützenswerten Personen, dies auch mitbekommen. Doch ist das System neu eingeführt und in der Pilotphase und garantiert im kommenden Jahr bereits optimiert.
Eine halbe Stunde und ein Bier später geht es dann mit der geballten Ladung an Erfahrung aus 50
Jahren Rock n Roll los. Einzig Sänger Phil Mogg hat nach der Gründung 1969 Raum und Zeit
getrotzt und die Fahne bis Wacken 2019 hochgehalten. Eine Stunde lang gibt es mit Hits wie „Rock Bottom“ und „Doctor Doctor“ eine geballte Ladung Classic Rock. Leider kommt Phil Mogg
nicht über grundsolide hinaus, was auch der Grund sein wird, wieso er sich für seine verdiente
Musikrente entschieden hat.
Wir bleiben auf der Insel mit der ebenfalls britischen Punkern THE DAMNED, welche auch schon
auf 50 Jahre Bühne zusteuern. Mit dem Mikrofon und Gesang erinnert Dave Vanian an Elvis /
Cash. Die Stimmung heizt von „Neat Neat Neat“ bis „New Rose“ immer mehr auf. Auf der Bühne
bringen die „Jungs“ deutlich mehr rüber als auf Album und die Stimmung greift selbst auf mich Punkmuffel über.
Nach kurzer Stille sind wir in gespannter Erwartung auf den Headliner des Abends THE SWEET. Bis zur Halbzeit ist alles soweit in Ordnung, nichts Besonderes, wer jetzt jedoch denkt, dass die Kombo um Gründungsmitglied Andy Scott zum alten Eisen gehören, der irrt, denn mit dem Klassiker „Love is like Oxygen“ springt der Funke auf die Menge über, mit „Fox on the run“ brechen dann alle
Dämme und Band und 25000 Metalheads schaukeln sich gegenseitig hoch. Die Briten realisieren
wohl auch erst jetzt, dass sie Tagesheadliner sind und was für ein Echo sie erwartet, denn die
Glam Rocker der 70er zeigen sich sichtlich bewegt und am Ende der 1 1/2h gibt es nur
Gewinner und glückliche Gesichter.
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