WACKEN 2017 – 28Jahre W:O:A

Samstag (05.08.2017)


Twilight Force
Schwedischer 90er Jahre Power „Happy“ Metal vom feinsten rockten das Zelt am Samstagvormittag und lies mein Herz höherschlagen. Selten, das eine Band so viel Freude und Lust auf der Bühne ausstrahlt. Als Zuschauer wurde man einfach mitgerissen und hatte Spaß an der Musik und der Show.
Leider ist diese Art von Metalbands eher rar auf dem W:O:A vertreten. Vergleichbar sind die epischen Klänge mit denen von Rhapsody of Fire, Dragonforce oder Gloryhammer. Wer diese Art von Musik mag sollte sich Twilight Force nicht entgehen lassen wenn er die Möglichkeit hat sie zu sehen.

Roots
Los geht der Samstag mit den Brüdern Max & Igor Cavalhera, die mit der Ihrer damals einzigartigen Mischung aus brasilianischen Tribal und Metal unter dem Banner Sepultura schnell zur Kultband aufstiegen und eine Generation Musiker inspirierte.
Dann folgte der Bruch und der Fall bis fast in die Bedeutungslosigkeit mit Sepultura als auch Soulfly.WOA
Der ausgebliebene Erfolg ist sicher ein Faktor, warum die Brüder wieder gemeinsam zu Ihren Wurzeln zurückkehren wollen. Mit Roots stehen die beiden erstmal wieder gemeinsam seit 1996 auf der Bühne und zeigen schnell, wie sich was wir die letzten Jahre versäumt haben. Kraft und Spielspaß gepaart mit prägnanten Tribals. Die Cavalheras haben den Gang zurück erfolgreich umgesetzt und rechtfertigen heute den Ruf vergangener Tage. Bitte mehr davon. Das "Ace of Spades" Tribute an Lemmy setzt dem Auftritt die Krone auf.

Heaven Shall Burn
So gehen wir gutgelaunt zu Heaven Shall Burn. Die Speerspitze des deutschen Metalcores hat inzwischen den internationalen Metalcoreolymp
erklommen. Es ist eine Sache, mit einer rockigen Nummer à La Accept auf der Stage zu glänzen, ungemein schwieriger im höchsten Tempo unterlegt mit Growls WOAund Screams differenziert zu klingen. Die sympathische
Kombo aus Thüringen schafft es mühelos den Einheitsbrei zu umschiffen und bietet eine große Kombination aus Melodie und Härte. Mein Lieblingssong "Counterweight" bildet, auch wenn er ordentlich kracht, eher die Ausnahme, was zeigt, dass sich Heaven Shall Burn in die richtige Richtung bewegen. Als
Tagesheadliner wird es die nächsten fünf Jahre dennoch noch nicht reichen. Da lohnt der Blick Richtung Trivium, welche diese Entwicklung gerade nehmen.

Insomnium
Weiter geht es zu Insomnium, die bei der Komplexität der Songs ebenfalls mit der Live Performance bis
heute zu kämpfen hatten. Was die Jungs aber heute abfackeln, ist Melodic Death Metal vom Feinsten. Der Gig ist an für sich sehr minimalistisch aufgestellt, da man auf Ansprachen verzichtet und auf das jüngste Release „Winter’s Gate“ reduziert. Obwohl ich sicher nicht der einzige bin, der das Album noch nicht kennt, reisen die Finnen alle mühelos mit. Wer ein Freund düsterer Klänge und schöner, eingängiger Melodien ist, sei das Album ans Herz gelegt. Die Gruppe um Niilo Sevanen baut heute eine Atmosphäre auf, die mich in mein eigenes Universum katapultiert. Headbangen, Staunen, zurücklehnen und genießen. Wann darf diese Ausnahmeband endlich auf die großen Bühnen. Bis jetzt das Highlight 2017.

Alice Cooper
Was soll man noch zu Alice Cooper schreiben, was noch nicht geschrieben wurde. Der Mann ist die personifizierte Rampensau. Auf der Bühne bringt er auch gerne mal seine Frau und Tochter um, und die ganze Familie hat Spaß daran. Verfolgt man ein Interview, sieht man schnell einen sehr ruhigen und sympathischen Menschen, der Spaß daran hat es krachen zu lassen und lahmarschige Musik nicht verstehen kann.
Dementsprechend ist er auch heute wieder eine absolute Bank. Ob musikalisch mit „Under my wheels“ oder „Woman of Mass Distraction“ oder einem bisschen Theater auf der Bühne, alles kommt gut an. Klassiker wie „Schools Out“ hat WOAer eigentlich gar nicht nötig, doch brodelt die Menge bei diesem Abschluss noch mal ordentlich. Jeder sollte Alice einmal in seinem Leben gesehen haben. Auch er huldigt Lemmy mit „Ace of Spades“ was wieder einmal die tolle Gemeinschaft der Metaller unterstreicht.
Wärend Alice das Haus rockt, legen mir Sven und Sascha die Kreuzfahrt "Full Metal Cruise" ans Herz, die wohl jeder Metaller mal mitgenommen haben muss. Erholung und Spaß in einem Urlaub. Das hört sich schon mal ganz vernünftig an. Eine Flatrate sorgt auch dafür, dass man nicht in solche logistischen Probleme kommt, (natürlich nur wegen einer Fehlplanung) ohne Bier da zu stehen.

Amon Amarth
Hammer Auftritt Punkt

WOAWOAWOA

 

 


Katatonia
Nach 26 Jahren Bandgeschichte ist es auch mal Wacken vergönnt, die Dark Metaller (wie sie Ihr Schaffen bezeichnen)  zu sehen bezeichnen, die mit Ihren neueren Alben aber eher in den Progressive Rock abdriften.
Da heute auch meine Premiere ist, ist die Vorfreude riesig. Die Schweden, die in der Zeit von Anathema, Paradise Lost und Opeth (Äkerfeldt war auch mal am Mikro von Katatonia) großgeworden sind, müssen vor Spielbeginn den ersten herben Rückschlag verzeichnen. Parallel mit Amon Amarth angesetzt und wohl in Wacken Kreisen eher unbekannt, ist der Platz vor der Bühne entsprechend leer. Doch füllt sich dieser nach und nach, da die Kombo für mich unerwartet so druckvoll und gleichermaßen atmosphärisch ankommt, dass der ein oder andere sich von Amon lösen kann. Von „Criminals“ über „Evidence“ zu „July“ folgt eine Granate der nächsten. Die gefühlvollen, leicht rauchigen Vocals bieten einen tollen Kontrast zu den treibenden Gitarren und den präzisen und druckvollen Drums.
Ein bisschen Wehmut kommt dennoch auf, da Ihr Übersong „Right into the bliss“ heute leider keinen Platz im Spielplan findet.
Leider verliert so Insomnium schnell wieder die Führung in meiner Best of Wacken 2017 Liste, aber bei den gleichen Qualitäten, präsentieren sich Katatonia einfach erwachsener, reifer auf der Bühne.

Avantasia
Wieder, wie gewohnt ein guter Auftritt aber leider nix WOAneues. Immer dasselbe Bühnenbild und selbst bei Tobis Witzen hatte ich ein deja vu. Vor 2 Jahren mussen die Kreator Fans auch schon einmal leiden. Schade eigentlich. So wirkt Avantasia zwar alt bewährt aber auch ein bissel Abgegriffen. Ich würde mir das nächste Mal mehr frischen Wind wünschen.

 
Kreator
Die ewige Truppe aus Essen scheint sich gerade neu zu erfinden. Die letzten beiden Alben bringen die Band zu Ihren Anfangswerten zurück, reichern jedoch den Ihren trockenen Thrash Metal um reifere und tiefere Texte an.WOA
Vielleicht begründet sich der Schub mit dem Wechsel zu Nuclear Blast Anfang des Jahrzents, vielleicht ist aber auch einfach aus Routine wieder Fun geworden.
On Stage bestätigt das Quartett die guten Auftritte in Wacken. Auch wenn wir nicht mehr zusammenkommen werden, da Sie meiner Moll-Ader nicht gerecht werden ziehe ich abermals den Hut vor einer würdigen Performance als Headliner. Wie Alice Cooper sind Kreator eine Bank und bereichern jedes Metal Festival. Auch hier wird mit „Fallen Brother“ größen wie Amy Whinehouse oder Lemmy bedacht, was eine schöne Geste.

Subway to Sally
Wo wir es gerade von einer Bank auf Festivals reden.... Wackenfinale und Subway to Sally, das passt einfach. Gespielt wird ein Best of mit den großartigen “Sieben”, „Eisblumen“, „Falscher Heiland“ und Sieben. Julia und die Räuber wird in guter alter Tradition von den Fans beigesteuert. Eric Fish sieht wieder deutlich besser aus als die letzten Jahre und die Spielfreude ist ihm wieder anzusehen. Wer die Kraft dazu hat, sollte den Weg zu Subway to Sally finden, auch wenn keine Liebe für den Mittelalterrock in die Wiege gelegt wurde.

Unser Fazit:
Wie jedes Jahr machte ich mir vorab Sorgen, ob das Line-Up für ein gutes Wochenende ausreicht und wieder wurde ich überzeugt. Inzwischen ist Wacken mir ein zweites zuhause geworden, sodass die Menschen und die einzigartige Wacken Luft und das Gefühl hinter Wacken ausreichen. Dennoch mache ich mir schon wieder Gedanken, ob „Nigtwish“, „Running Wild“ und Konsorten genügend Motivation sind. Manche lernen es eben nie.

Und wie sehen die Organisatoren das Wacken Open Air 2017?
Thomas Jensen und Holger Hübner haben eine gute Resonanz bekommen und sind sehr zufrieden. Selbst das Wetter machte bis eine halbe Stunde gut mit. Diese reichte jedoch für das Wacken Feeling aus. In Rekordzeit ist jedoch der Boden größtenteils wieder trocken. Der eingeschlagene Weg mit der Entwässerung ist der Richtige und soll konsequent fortgesetzt werden, die Gespräche mit den Behörden, alles Wasser abzuführen am Laufen.
Ordnungsamt, Polizei, Rettungskräfte und die Feuerwehr loben in einem Tenor die gute Organisation und den tollen Umgang der Fans untereinander als auch gegenüber den Einwohnern und Rettungskräften sowie die vorbildliche Hilfsbereitschaft. Eingreifen musste die Polizei auch lediglich bei einem körperlichen Delikt.
Das Cashless Payment wurde erfolgreich eingeführt und soll langsam, auf einem stabilen Fundament wachsen. Kurz gesagt, alles tutti.

See you in 2018

Ronny Kühn, Vicky Schneider & Christian Schneider

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