Wacken 2007

Donnerstag (02.08.2007)


The Sorrow

Gleich zu Beginn des Festivals gab es eine hochinteressante Band auf der Hellfest The Sorrow Stage zu sehen, die es mit ihrem Debüt zum „Album des Monats“ im Metal Hammer gebracht hat. The Sorrow prügelten ohne Vorwarnung los, auch ein nurkurzangespieltes Amon-Amarth-Cover („Pursuit of vikings“) war unter den Songs. Und die Band bewies, dass sie zurecht mit Vorschußlorbeeren bedacht wurde. Sie spielten sehr hörenswerten Metalcore, eingängig und abwechslungsreich, wie man es sonst nur von den großen der Branche kennt. Der Running-Order-Platz war gerechtfertigt: die Band hat erkennbares Potential, ist aber eindeutig noch nicht ganz ausgereift, was Gesang und Zusammenspiel angeht.

Narziss

Narziss, eine deutsche Metalcoreband, wurden vom Veranstalter als einer der Geheimtipps des Festivals angekündigt. Auch wenn die Pogospezialisten voll auf die Kosten gekommen sind, wird die Band noch sehr hart an sich arbeiten müssen, um jemals über den Status des Geheimtipps herauszukommen. Ohne jedes Konzept setzt sich die Musik von Narziss zusammen, und beginnt spätestens ab dem zweiten Lied zu langweilen. Negativ auffallend waren der „katzenartige“ Gesang (nichts für ungut) und das künstlich traurig-schmerzvoll verzerrte Gesicht des Sängers. Anzumerken ist, dass die Truppe, die zahlreiche enttäuschte Fans hinterließ, nach Meinung einiger wenigstens auf Platte etwas besser klingen soll.

Neaera

Etwas besser war dann im späteren Verlauf Neara, die eine solide Vorstellung brachten, sich aber erst mühsam in Form spielen mussten. Trotzdem war es ein gelungener Auftritt, der bei den letzten Songs berechtigt mit tosendem Applaus quittiert wurde.

All that remains

Das textsichere Publikum sang nach Aufforderung des Sängers lauthals die letzten Lieder mit; dieser jedoch war viel zu leise gemischt (im Gegensatz All That Remainszum zweiten Sänger, den man um so deutlicher hörte). Dies enttäuschte einige Fans. Und die Erwartungen waren riesig, weil die Band ja vor nichtallzu langer Zeit ein Wahnsinnsalbum auf den Markt geschmissen hatte, produziert gar von Killswitch Engage Gittarist und Metalcore-Gott Adam Dutkiewicz. Der Lead-Gesang warlive leider zu keiner Zeit druckvoll, es war nichts von den auf dem Album gezeigten Qualitäten zu hören. Abgesehen vom Sänger gingen die übrigen Bandmitglieder vom ersten bis zum letzten Lied ab wie Schnitzel und spielten souverän die Stücke runter. Es waren viele „altbekannte“ Songs zu hören, auf den Knaller „Passion“ beispielsweise wartete man jedoch vergeblich.

Hatesphere

Hatesphere zeigten, warum die Party Stage extra für diesen Tag in Hellfest Stage umbenannt wurde. Sicher stehen die Melodien bei dieser Band nicht im Vordergrund, aber wer so talentiert und trotzdem strukturiert auf seine Instrumente einprügeln kann, ist eben einfach hörenswert. Wer diese Band noch nicht kennt und Slayer mag, sollte sich auf jeden Fall mal genauer mit ihren Songs auseinandersetzen.

Rose Tattoo

Man sollte meinen, die Hardrocker aus Australien seien nach über dreißig Jahren Bandbestehen langsam eingerostet, doch auch der für Wacken geringe Andrang an Menschen tat der guten Stimmung, die die Band verbreitete,keinen Abbruch. Auch wenn die Band immer im Schattenvon AC/DC stand, so zeugt doch ihre Live Performance von großer Qualität, die insbesondere von den Showeinlagen „Angry“ Andersons lebt. Nach einigen Klassikern wurde dann auch "1854" aus dem aktuellen Release "BRose Tattoolood Brothers" zum besten gegeben. So wurde es im laufe der Zeit immer enger vor der Bühne und die Zugabebekundungen bewiesen einmal mehr, dass eine Bluesrock Band auch auf einem Metalfestival nicht fehl am Platz ist, sondern vielmehr das LineUp bereichtert.

Sodom

Nach den eher ruhigeren Klängen Rose Tatoos’ heizte nun die mit Kreator und Destruction in den 1980ern wohl einflussreichste Metal Band Deutschlands und richtig ein - die Thrash-Metal-Legende Sodom, die nicht nur wegweisend für den Thrash sondern auch stilprägend für den Death und Black Metal dieser Zeit war. Zumindest die ersten Reihen wurden gleich von der Euphorie gepackt, die die hinteren Reihen missen ließen, da die Beschallung kaum bisSodom zu ihnen durchdrang. Nach einigen Songs hatte dann der Mischer ein Einsehen und erinnerte sich an das Potential der PA. Gut, dass dies noch vor den Klassikern „Ausgebombt“ und„Outbreak Of Evil“ geschah, die dann endgültig die Massen mobilisierten und auch das erste Mal auf dem diesjährigen WOA zum Crowsurfing animierten. Dennoch merkte man der Band den durch das an diesem Abend offiziell gefeierte 25 jährige Jubiläum aufgebauten Druck an. Anders ließ sich zumindest die gefühlte Anspannung beim Spielen einiger alter Stücke kaum erklären – denn an der Routine dürfte es bei so viel Bühnenerfahrung eigentlich nicht mangeln. Der letzte Funke sprang bei diesem Auftritt leider nicht richtig auf das Publikum über, alles in allem war es dennoch ein überaus gelungener Auftritt.

Saxon

Den krönenden Abschluss der Zeitreise in die Vergangenheit oder dem „Abend der Metal – Opas“ bildeten Saxon. Den jüngeren Lesern sei an dieser Stelle gesagt, dass die Band seit den1980ern eines der Aushängeschilder der „New Wave of British Heavy Metal“-Bewegung (NWoBHM) sind, deren bekanntester Vertreter wohl „Iron Maiden“ ist. Nimmt man die gigantische, den Wackener Nachthimmel erleuchtende und sicher auch noch vom All aus deutlich sichtbare Lichtshow als Maßstab, so könnte mSaxonan meinen, dass die Band ihr Alter und die inzwischen eingerosteten Gelenke so kompensieren wöllte. Doch weit gefehlt. Saxon haben ihren Zenit noch nicht lange überschritten. Und man merkte ihnen die Erfahrung an. Sehr abgezockt reihten sie Hit an Hit von „Heavy Metal Thunder'“ bis hin zu „Crusader“ aneinander und spielten auf gewohnt hohem Niveau. Überraschung des Abends war sicherlich die Unterstüzung Tobias Sammets’ von Edguy beim Klassiker „747 (Strangers In The Night)“. Das Publikum grölte fleßig mit, doch am Höhepunkt der Stimmung angelangt übertrieb ein redseliger Biff Byford neben der immer gleichen Ansage („Wünscht Ihr euch ein schnelleres oder langsameres Lied“) die Arbeitsteilung ein wenig und die ersten Fans verließen frühzeitig das Konzert. Die Band präsentierte sich über zwei Stunden hinweg mit einer Spielfreude, die sich auch in einer nicht enden wollenden Zahl an Zugaben manifestierte, dass einem jeden Fan das Herz aufgehen musste und der Auftritt wohl auch noch lange im Gedächtnis verbleiben wird.

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Daniel Trumino, Anja Späte, Christian Schneider

 

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