Regen, Sturmwarnung, noch mehr Regen. Die Wetterprognose könnte für ein Festival nicht rosiger sein. Die Vorfreude leicht gedrückt machen wir uns natürlich wieder nach Wacken auf, denn was ist schon Wacken ohne Regen und Schlamm. Und tatsächlich ist am Mittwoch bei unserer Ankunft Fortuna auf unserer Seite und wir machen uns nach einer schnellen Akklimatisierung auf dem Campingground auf ins Dorf. Der Weg ist bereits ein einziges Chaos, in dem jeder für Gummistiefel etwas zu Coole erst einmal eine böse Überraschung erlebt. Schuhe haben eine Halbwertzeit von ca. 2h. Wer 2007 oder 2012 schon da war, hat sicher schon ein Bild vor Augen, doch ganz gerecht wird es dem jetzigen Zustand nicht. Die Wege sind lediglich der Tritttiefe wegen als solche zu erkennen, an Kreuzungen lässt sich der Schlamm unter Wasser nur noch vermuten. Kleine Leute laufen vorsichtshalber mit dauerhaft erhobener Hand, damit sie notfalls aus den Tiefen gezogen werden können. Ein großer Regenguss lässt nicht lang auf sich warten. Zum Glück sind das Wacken-Regencape und der nächste Pavillon nicht weit.
Im Dorf angekommen, muss ich gleich den nächsten Schlag verkraften. Bin ich hier richtig in Wacken? Eine Bude neben der anderen, Astra drückt sich mit Öttinger und Becks die Klinke in die Hand. Ich wollte doch gar nicht aufs Oktoberfest. Doch gerade als ich mich abwenden will, sehe ich wieder die ersten Privatanbieter, die so für den familiären Bund von Dorf und Festivalbesucher stehen und fühle mich doch wieder wie zuhause. Wieder zurück auf dem Campingground, kommt die Wettervorhersage erneut zu Ihrem Recht, Dauerregen setzt ein und verhilft uns zu einigen gemütlichen Stunden im Pavillon. Lediglich der Kugelschreiber wird strapaziert, um die persönliche Running Order standesgemäß zu kürzen. Weniger gemütlich haben es die Kollegen, deren Zelte und Pavillons davonfliegen, was nur erahnen lässt, was auf dem regulären Zeltplatz mit 75.000 Metallern los ist. Quechua lebe hoch. Rechtzeitig vor Europe regt sich dann, dem Regen und Wind zum Trotz, zumindest bei einigen von uns die Abenteuerlust und wir ziehen los Richtung Infield.
War vorhin der Weg noch grenzwertig, wird dieser nun restlich zum Ziel. Man hat ja schon einiges gesehen, doch ganze Zeltlandschaften unter Wasser, wie auch der Weg, ist schon besorgniserregend. Auf dem Infield angekommen sieht es nicht besser aus. Für diesen Anblick hätten wir auch ans braune Meer fahren können. Die Küste von St. Tropez soll allerdings wieder recht blau sein und so hat Wacken auch hier erneut eine Ausnahmestellung. Um dem Schlamm zu trotzen werden währenddessen jedoch 600m Metallstraßen verlegt, Hubschrauber zum Trocknen des Geländes losgeschickt und 25 Trecker für den Dauereinsatz über das Wochenende mobilisiert. Natürlich helfen auch Wasserabsaugungen auf dem Infield sowie die installierten Drainagen. Anreisende werden in ein Parkhaus in Itzehoe geleitet, 10 weitere Shuttlebusse für den Transfer eingesetzt. Und so kann Wacken doch noch stattfinden. Fraglich bleibt jedoch, ob weiterer Regen noch verkraftet werden kann. Um einem falschen Eindruck vorzubeugen: Es wird ein geiles Wackenerlebnis mit nur positivem Feedback werden. Das ist nur in Wacken möglich. Selbst der Polizeichef wird wieder einmal einräumen müssen, dass seine Kollegen fast nur Spaß haben, das Festival deutlich sicherer und angenehmer ist, als sonstige öffentliche Veranstaltungen. Mittwoch - Donnerstag - Freitag - Samstag |
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