Wacken 2006


WOAWieder einmal geht ein Festival Sommer zuneige. Dieses Mal verschlug es mich nicht wie üblicherweise auf das Summer Breeze, sondern auf die Königin aller europäischen Metal Festivals: Wacken. 62.500 Tickets wurden umgesetzt. Allein der Campingplatz für die Presse umfasste Platz für 2.500 Vertreter. Von Kopf bis Fuß mit Zweifeln belastet überzeugte man mich, dieses Festival doch einmal mitzunehmen. Meine Gedanken vor dem Festival waren folgende:

  • So viele Menschen auf einem Gelände, dass kann doch nur ein Chaos geben. Stände überfüllt; unmöglich von einer Seite des Festivals auf die andere in adäquater Zeit zu gelangen.
  • Eine Running Order, wegen der meine Decke fast ein Loch bekommen hätte. Wie kann man nur zum Beispiel Arch Enemy und Fear Factory zur Mittagszeit und Whitesnake überhaupt spielen lassen
  • Drei Bühnen, da spielen Bands auch noch gleichzeitig => Überschneidungen in Zeit und Lärm
  • So viel epischen True-, Power-, und Heavy- Metal auf einem Haufen würde ich unmöglich verkraften
  • 720 Kilometer Anfahrt :-(

Nun stellte sich heraus, dass meine Sorgen sich größtenteils der Größe des Festivals und einer guten Organisation wegen, als unbegründet erwiesen.

  1. Das Festivalgelände umfasste genügend Platz für 60.000 Menschen, so dass man jederzeit mit ein wenig Abstand von den Bühnen ohne Probleme auf die andere Seite des Geländes gelangen konnte. Es wurde sogar ein Großteil des Gastronomiebereiches inklusive Biergarten und - sieht man von dem offiziellen Festival - Merchandising ab - der komplette Markt vor das eigentliche Festivalgelände outgesourced und war damit für jedermann, sprich auch ohne Ticket zugänglich. Dies entlastete enorm das Festivalgelände, da ein Großteil der Besucher die Sitzbänke des Biergartens in den Pausen willkommen hießen. Dies setzt ein gut funktionierendes Kontrollsystem am Einlass voraus, das die Wartezeiten auf ein erträgliches Maß reduziert. Dies ist jederzeit der Fall gewesen. Des Weiteren konnte dadurch ein Flaschenverbot auf dem Festivalgelände angesetzt und Glasscherben innerhalb vermieden werden.

  2. WOADas Festival hat schon seit Jahren drei Bühnen, um jeder Band mindestens eine Spielzeit von 45 Minuten einräumen und dennoch das komplette Programm abwickeln zu können. Alle drei Bühnen waren parallel ausgerichtet. Gespielt wurde immer abwechselnd auf den beiden Außenbühnen zur gleichen Zeit oder der mittleren Bühne. Die Running Order wurde so gewählt, dass es nur selten zu Überschneidungen von Bands der selben Stilrichtung kam. Lediglich bei Emperor – Die Apokalyptischen Reiter und Six feet under – Ektomorf fiel mir die Entscheidung, wo ich den nun hingehen sollte schwer. Allerdings kann die Organisation solche persönlichen Präferenzen wohl kaum mit berücksichtigen. Positiv anzumerken ist auch die Höhe der beiden größeren Bühnen, die das zuschauen doch erheblich erleichtert.

  3. Die auf wenige Überschneidungen hin optimierte Running Order führte mich aber im Vorfeld schon wieder zu einem Vorurteil, da eine Band wie Arch Enemy mittags um 13:55 Uhr angesetzt wurde. Dies relativierte sich aller­dings einfach durch die Größe des Festivals. Es war einfach unglaublich wie viele Menschen innerhalb der Spielzeiten des Tages anwesend waren. Ich fand mich schon ab, dass ca. 50 „Getreue“ bei End of Green um 11:00 Uhr morgens anwesend sein würden, nur um dann festzustellen, dass ca. 4.000 schon da waren. Diese Menschenmassen sorgten einfach dafür, dass die meisten Bands wie Co-Headliner oder Headliner auf anderen deutschen Festivals ankamen, da immer eine klasse Stimmung herrschte. Die Menge bei Arch Enemy um zwei Uhr mittags schätze ich auf gut 30.000 Zuschauer. Lediglich bei den überragend aufspielenden Orphaned Land war die Menge überschaubar, was ich lediglich auf einen politischen Boykott gegen die Außenpolitik Israels zurück­führen kann.

  4. Dieses Gefühl der dauerhaften Headliner von morgens bis abends wurde insgesamt durch einen starken Sound unterstrichen. Annähernd jede Band hatte einen perfekten Sound, bühnenunabhängig. Bei einigen Bands gab es kleine Unstimmigkeiten, wie zu leise Vocals in den ersten eins, zwei Liedern (Amon Amarth, Subway to Sally), aber als Ausfall jener Bands die ich sehen konnte, ist lediglich Fear Factory zu nennen, von denen ich gerade Perfektion bis in die Haarspitzen erwartet hätte. Aber gegen einen Mischer kommt auch die beste Band nicht an. Dennoch kursiert das Gerücht, dass Burton C. Bell’s Stimmbänder diese Leistung einfach nicht mehr hergeben wollen.

  5. Das Verhältnis zwischen den glorreichen und brachialeren Bands stellte sich für meine Wenigkeit nicht als Perfekt, doch zumindest als gut heraus, da sich hierdurch einige kleine Pausen ergaben, ohne die man das Festival sowieso nicht überstanden hätte, da niemand in drei Tagen knapp vierzig Stunden auf den Beinen stehen und nebenher noch ein wenig moschen kann :-)

WOANachdem einige der Bands zur selben Zeit spielten und man sich ja auch so mal Auszeiten gönnen muss, werde ich bis auf ein paar Ausnahmen lediglich auf die Bands eingehen, bei denen ich auch vor Ort war.

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Christian S.

 

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