Pünktlich und mit ohrenbetäubend hohem „Marschgetrommel“ aus den Boxen begann der Auftritt der US-amerikanischen Band Shinedown, die das Publikum 45 Minuten lang für den Hauptact Disturbed anheizte. Sänger Brent Smith bedankte sich mit den ersten Worten, die er an das Publikum richtete auch gleich für diese Chance, und freute sich, dass die Halle schon so früh so gut gefüllt war. Musikalisch wurde „Post Grunge“, wie die Band ihren Stil bezeichnet, geboten. Der kraftvolle Gesang fiel besonders positiv auf, und die Bandmitglieder waren ständig in Bewegung, posten ab und zu, und bemühten sich vor allem bei den Ansagen, das Publikum zum Mitmachen zu bewegen. Bei den Fans, die direkt vor der Bühne standen, hatten sie es auch nicht besonders schwer, diese tobten nach einer kurzen „Auftauphase“ während der ersten Songs schon von alleine zum satten Sound. Zu den Lieblingsbeschäftigungen des Sängers gehörte es offensichtlich, auf 3 zu zählen, um die Halle dann kollektiv hüpfen zu lassen, dass der Boden bebte. Ein Dorn im Auge waren dem Sänger jedoch die Zuschauer, die von den seitlich vorhandenen Sitzplätzen aus den Auftritt genossen. Um auch diese Leute zum „part of the show“ zu machen und „a good time“ haben zu lassen, sprach er sie darum an und brachte das stehende Publikum dazu, sie mit lauten Sprechchören „Steht auf!“ aufzufordern, sich aus den Sesseln zu schwingen. Mancher mag sich by the way gefragt haben, welches Bild die Band wohl von den „Eingeborenen“ hat, wenn der Sänger glaubt, dass da „a bit of a language barrier“ bestünde….
Die abwechslungsreichen Songs, quer durch die Bandgeschichte ausgewählt aus 3 Alben, darunter selbstverständlich auch das neueste Werk „Sound of Madness“, kamen vom Klang her sehr gut gemischt daher. Die Lichtshow war häufig in geheimnisvollem Lila gehalten. Eindrucksvoll war auch die Athmospäre beim bewegenden Stück „Second Chance“, zu der der Sänger bat, Feuerzeuge und Handys rauszuholen – als „Ersatz für die Sterne, die man von der Halle aus nicht sehen kann“. Ein interessanter, sich steigernder Auftritt, der Lust auf mehr machte – die Band dürfte sicherlich den einen oder anderen neuen Fan gewonnen haben. Lediglich die ständigen Aufforderungen, „Spaß zu haben“, kamen sehr gezwungen an.
Disturbed
Wie auch schon bei Konzerten in der Vergangenheit wurde der Frontmann David Draiman zu Beginn wieder in stehend Zwangsjacke auf die Bühne gerollt und von einem Herrn in weißem Kittel „freigelassen“. Anfangs noch etwas unmotiviert und holzig, kam die Band schließlich in Fahrt und bot ein kaum Wünsche offen lassendes Set mit praktisch allen bekannten Hits und Diskokrachern der letzten Alben: „Stupify“, „10.000 Fists“, „Liberate“, „Land of Confusion“ und den neuesten Singles „Inside the fire“ und „Indestructible“. David stellte recht früh klar, was für ihn das Ziel des Auftritts war: alle aufgestauten negativen Energien mit der Musik abzureagieren. Und wahrlich, die Fans ließen es raus, grölten, sangen, brüllten, tanzten, sprangen, pogten, schüttelten die Fäuste („10.000 fists in the air“) und feierten, was das Zeug hielt. Zu dem erleichtert es einige wohl auf jedem Konzert wieder von neuem, bei „Stupify“ an den passenden Stellen wutentbrannt den Mittelfinger heben zu können.
Und auch David regte sich wie der Shinedown-Fronter über die sitzenden Gäste auf. „Get your asses off the seats and show me some fuckin’ crooked horns!” und “Heavy Metal is a full contact sport!“ konstatierte er, und dass er am liebsten nur in Hallen ohne Sitze spielen würde. Er hatte das Gefühl, die Leute dort berühre der Auftritt gar nicht - es mag ihm entgangen sein, dass zu weiten Teilen auch auf den Sitzplätzen heftig abgegangen wurde… Enttäuschenderweise war auch er, obwohl nicht das erste Mal auf Tour in Germany, sich nicht sicher, ob die Leute ihn verstehen würden. Sprachprobleme hin oder her, die Musik von Disturbed kam ohne Zweifel an, und auch die deutlich zu hörenden textsicheren Fans dürften der Band aufgefallen sein. Der wie schon bei der Vorband sehr gute Sound wurde lediglich durch den von der großen Halle erzeugten Wiederhall gestört – dies fiel bei aber ausschließlich bei ruhigeren Parts auf. Sobald es wieder etwas heftiger und lauter wurde (was bei Disturbed ja meistens der Fall ist), musste man sich schon sehr konzentrieren, um den Effekt noch bemerken zu können. Für den Bühnenhintergrund war der Band einer allein wohl zu wenig, und so kamennach und nach die verschiedenen Albumcovers zum Vorschein. Alles in allem eine weniger „elektronische“ Bühnenshow als bei der Deutschland-Tour vor zwei Jahren, vielmehr wurden mit gezielter Beleuchtung der Disturbed-typischen Grinse-Fratze und hinter dem Stoff platzierten Lämpchen schöne Effekte erzielt.
Nach gut einer Stunde Spielzeit verabschiedete sich die Band dann, um nach lautstarkem, anhaltendem Applaus zur Zugabe zurückzukehren und ein paar Handtücher ins Publikum zu werfen. Geboten wurden dann „Stricken“ und der wohl erfolgreichste Song „Down with the Sickness“, den ein minutenlanges, mit großem Applaus bedachtes Solo von Drummer Mike Wengren einleitete.
Ein gelungenes Konzert der US-Amerikaner, bei dem Filmaufnahmen gemacht wurden, so dass man sich vielleicht auf eine DVD als Erinnerung freuen darf – von der Security wurde jedoch darum auch streng auf Mitfilmende und Mitfotografierende geachtet; auf das Rauchverbot hingegen stellenweise jedoch weniger (zugegeben ist das bei einer tobenden Menschenmenge auch nicht ganz so einfach).