Disbelief

03.03.2007, Weil der Stadt Jugendhaus Kloster

Mancher wird sich fragen, wieso Disbelief die Generalprobe Ihres neues Schlachtschiffes „Navigator“ in einen Jugendhaus in Weil der Stadt spielen, wo lediglich knapp 400 Metalheads Platz finden. Die nahe liegende Erklärung ist wohl, dass die Setlist noch nicht gesetzt ist und man in einem kleinen Publikum die eingefleischten Fans wieder findet, die eben auch die größten Kritiker und daher ein gutes Lot für die Stimmigkeit und Qualität der Setlist sind. Aber das Jugendhaus Kloster hat eben auch weit mehr zu bieten, als die meisten Locations der Region, eine Anlage mit wahrlich klasse Sound, die sogar an die Röhre hinreicht, das LKA und die Rofa Ludwigsburg meiner Erfahrung nach in den Schatten stellt. Des Weiteren hatte das JH-Kloster immer eine besondere Beziehung zu regionalen Bands und förderte z.B. Disbelief, End of Green, Undertow, Tales of Sorrow und viele weitere seit derer kleinen Anfänge und ist somit Enstehungsort der jeweiligen Fanbases in der Region. Hinzu kommt eine sehr gemütliche und familiäre Atmosphäre, so dass man sich hier einfach wohl fühlen muss. Von dem her sicherlich eine Homage an die Location, da sie in den schwierigen Zeiten der Bandentwicklung dieser den Rücken gestärkt hat.

DisbeliefDie Eröffnung des Abends übernahm Credic, eine Melodic Death Metal Band, die, wie ich erstaunt feststellte mit allem ausgestattet ist, das einem den Weg zum Erfolg ebnen kann. Die Songs waren nicht überladen, und die Instrumente wurden nur in Abschnitten an die Grenzen getrieben. Sonst waren immer schöne Gitarrenlinien zu erkennen, die, einen kleinen Patzer außen vor gelassen, technisch gut gespielt wurden. Über allem schwebten klasse Growls in Abwechslung mit starken Screams von Stefan Hangl, die mich an Darren’s (Leadsänger von Mourning Beloveth) herausragende Leistung auf der „A murderous circus“ erinnern. Stilistisch gesehen, scheint die Band einem großen Einfluss von Dark Tranquillity zu unterliegen. Alles in allen eine sehr überzeugende Darbietung, die man sich von einer Vorband in einem Jugendhaus so nicht erwarten konnte. Von diesem Fünfer wird in Zukunft sicherlich noch einiges zu hören sein.

Als nächstes spielten Subconscious mit Ihrer Mischung aus Death- und Progressiv Metal auf. Überzeugten mich Credic gerade noch von ihrer gesetzten Spielkunst, so sorgen Subconscious dafür, dass mir kurzweilig der Mund offen stehen bleibt. Das ist wahrlich Progressiv Metal nahe liegend an Perfektion. Alle Achtung vor der musikalischen Reife dieser Band, die in der Besetzung zur Hälfte schon bei der guten Gothic Metal Formation Tales of Sorrow überzeugen konnten. Doch hapert es an zwei Dingen, um den Vergleich mit der Ausmahmeformation von Opeth zu gestatten. Zum einen sind die Kompositionen eindeutig eingängiger und harmonischer und zum zweiten hat man mit Mikael Âkerfeldt eine der besten Röhren des Metalgenres überhaupt am Mikrofon. Insbesondere der Gesang macht hier eben doch deutlich den Unterschied, warum Subconcius bisher noch am Anfang der Leiter stehen. Aber das Potential lässt sich genauso wie bei Credic nicht verbergen.
DisbeliefEndlich stürmten Disbelief die Bühne und schon nach wenigen Takten wurde mir warm ums Herz. Disbelief ist der Hammer. Wenn Jagger erst einmal seine geniale Stimme auspackt ist einfach Auszeit. Die Sänger, die so viele Emotionen in Ihre Stimme reinlegen können wie Jäger, kann man sicherlich an einer Hand abzählen. Da muss einfach jeder mitleiden. Der Versuch ein Lied mitzugrowlen kostet den normal Sterblichen sicherlich die Stimmbänder. Die restlichen Parts, wie beispielsweise die Gitarren, umschmeicheln den zentral gesetzten Gesang und fügen sich so in starke Kompositionen zusammen. Vor allem im neuesten Release „Navigator“ sind die Songs sehr gut ausgepegelt. Eine perfekte Symbiose aus Härte und Melancholie. Man kann sagen, die Vorzüge der beiden Vorgängeralben finden sich jetzt in einem nahezu perfekten Zusammenspiel in jedem Song wieder. Entsprechend begeistert wurden die neuen Songs auch vom Publikum aufgenommen. Es ist ja schon eine gewagte Geschichte, eine Woche nach dem Releasedatum eines Albums ein Konzert zu spielen, dass zu zwei Dritteln aus diesem besteht. Aber für negative Kritik blieb an diesem Abend bei Disbelief kein Raum.

Die neuen Songs rissen in der Summe sogar mehr Disbeliefmit, wie die Altbekannten. Der starke Sound der Anlage trug ihr übriges bei. Ein so mitreißendes Konzerthabe ich bisher noch nicht von Disbelief erlebt, obwohl die Band einen immer für die gesamte Spielzeit in den Bann zieht. Die Setlist ließ von der „Navigator“ zu meinem Unverständnis lediglich den Song „Passenger“ missen, der für mich der Stärkste des Albums ist. Angereichert wurden die neuen Werke von den Klassikern „For God“, „Rewind it all“, „No Compromise“, „To the sky“ und „Ethnic Instinct“, was zu einer Spielzeit von ungefähr 90 Minuten führte.


Christian Schneider

 
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