Credic


CredicEs ist immer wieder schön zu sehen, dass auch der Metal im schönen Baden-Württemberg Nachwuchs zu verzeichnen hat. An einer Fanbase des Metals mangelt es in dieser Region, insbesondere in Stuttgart zumindest nicht und so sieht man immer wieder talentierte Musiker aus dem Boden sprießen. Angefangen bei den Farmer Boys, über Basement 6, denen der Sprung noch verwehrt blieb bis hin zu den Ausnahmeformationen End of Green (Gothic Rock, Depressed Subcore) und Disbelief (Death Metal).
Doch das Rad der Zeit dreht sich weiter und so dreht in meinem Player das erste Mal ein Silberling eines Fünfers aus Stuttgart, der dem Göteborger Melodic-Death-Metal, wie ihn At the Gates, Dark Tranquillity und In Flames erfunden haben und zweit genannte noch zelebrieren fröhnen: Credic. Die Aufmachung des Gesamtpakets lässt sich schon mal sehen. Neben einem professionell aufgemachten Flyer findet sich eine CD in Hülle inklusive Booklet (welch Seltenheit für einen Redakteur dieser Tage) und klassische Aufkleber, schwarz mit Bandlogo wieder. Schon dieser Aufwand und die Aufarbeitung lassen nicht nur erkennen, dass hier Mediengestalter in den Reihen der Band zu finden sind, sondern ein klar definiertes Ziel gesetzt sein muss, dass über Hobby hinaus geht.

Auch musikalisch kann Credic gut Punkten. In klassischer Midtempo-Manier marschieren die vier Songs voran. Schon nach wenigen Sekunden drücken die markanten Merkmale der Band durch. Zwei immerwährende, übereinander liegende und gut harmonierende Gitarrenlinien, gespielt von Andreas Steinle und Oliver Ecke. Doch nicht nur die beiden wissen mit Ihren Instrumenten umzugehen, auch Bassist Tom Krüger und Drummer Waldemar Janzen fallen nicht aus der Rolle. Insgesamt ist ein recht hohes spieltechnisches Niveau zu erkennen. Weniger zu erwarten sind die sehr reifen, schon nahezu lyrisch angehauchten Texte, die mal nicht dem Klischee von Mord und Totschlag entsprechen. So geht zum Beispiel der Text von „Inner Dimension“ über die Selbstfindung, die Grenzen der Vorstellungskraft und wie schnell die Realität mit dieser verwischen kann. Da fällt einem als Gegenbeispiel doch sofort Crematory ein, die ich musikalisch sehr zu schätzen weiß, die aber immer noch Texte wie Zwölfjährige schreiben. Doch steht und fällt eine Band meistens mit dem Gesang. Und auch hier muss sich Credic nicht verstecken, den Stefan Hangl versteht am Mikro nicht nur die Growls, sondern auch besonders die Screams in perfekter Manier, vergleichbar mit Marten Hansen (This Ending) oder Darren von Mourning Beloveth, zu meistern. Mitunter beherrscht er den absatzlosen Wechsel zwischen Screams und Growls, wozu neben Peter Tägtren (Hypocrisy) und Mikael Åkerfeldt (Opeth) nur wenige Sänger in der Lage sind.
Doch lassen sich Mängel im überwiegend positiven Eindruck nicht leugnen. Im Songwriting hapert es noch ein wenig. Die Midtempo-Stellen wirken sehr ausgereift in Melodie und Stimme. Wird es jedoch schneller und härter, verfällt das Ganze in Monotonie. Wichtiger jedoch sind die Übergänge, die noch geschliffen gehören, damit sich die Gesamtkomposition stimmiger anhört. Zeitweise hat man das Gefühl eine Aneinanderreihung kleiner Parts zu verdauen. Ebenso scheint Sänger Hangl noch die richtige Atemtechnik zu fehlen, da seine Stimme ab und wann kraftloser wirkt.
Selbst für eine Demo nur durchschnittlich ist der Sound. Hier verschenkt die Band zu viel, was heute schon eine Selbstverständlichkeit ist. Da Credic jedoch noch kein Label hat und daher auch wahrscheinlich das Studio aus eigener Tasche zahlen musste, sei dies nicht über zu bewerten.


Fazit:
Metal-Labels und -Heads aufgepasst. Noch nicht ganz ausgereift, aber dennoch sehr stark präsentiert sich Credic im Melodic Death-Metal Genre. Der Fünfer aus Stuttgart hat es in sich, auf hohem Niveau agierend mit einem klasse Screamer. Auch wenn die Soundqualität eher mäßig ist, lohnt es sich mal die Scheibe unter die Lupe zu nehmen. Allen Fans der Göteborger Schule sei sowieso an dieser Stelle eine Empfehlung ausgesprochen ein Konzert aufzusuchen. Der Bezug der Demo dürfte noch recht schwer fallen, da die Band sich noch selbst vermarktet. Hörproben sind allerdings auf MySpace.com vorhanden.
Da es sich um eine Demo handelt, will ich auch die Bewertung entsprechend an den üblichen Qualitäten von Demos ausrichten. Falls sich hier ein Label erbarmt und über die eigene Eitelkeit stolpert, kann dieses Potential zum Metal-Himmel führen.
6/10

Christian Schneider

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