Trivium - Annihilator - Sanctity

15.05.2007, Stuttgart LKA

Endlich einmal Trivium live erleben. Nachdem die Silberlinge in meinen Playern schon heißgelaufen sind und mich zum bekennenden Trivium Fan gemartert haben, war meine Vorfreude kaum zu bremsen. Das LKA-Longhorn ist obendrein vom Ruf her eine der besten Locations in Baden-Württemberg, so konnte mich eigentlich nur ein perfekter Tag erwarten.

SanctityEinige Stunden und ein Abstecher im Fast-Food-Tempel Nummer Eins später, sollte es dann endlich mit den aufstrebenden Thrash-Metal Newcomern Sanctity losgehen. Die überrollten den geneigten Hörer auch gleich, wie es keine Dampfwalze hätte besser machen können. Ihr Old-School-Thrash-Metal macht einfach Spaß. Das ist straighte Power von Anfang bis Ende. Da sind die Halswirbel schon allmählich für Trivium warmgelaufen. Gut, dass sie nicht mehr Spiezeit hatten, sonst hätte ich die nächsten zwei Wochen mit Halskrause rumrennen dürfen. Einfach Atemberaubend ist die Bühnenpräsenz, die Sanctity inne hat. Man will kaum glauben, dass diese Band erst ein Album veröffentlicht hat. Die Band strahlt nicht nur Power, sondern auch viel Routine aus und ließ musikalisch wahrlich keine Schwächen erkennen. Einzig der Cleane Gesang im Chorus in den Refrains ließ in zwei, drei Songs Wünsche offen, da einfach Präsenz fehlte. Das schreib ich allerdings einem zu leise gepegelten Mikro von Leadgitarrist und Backgroundsänger Zeff zu. Dadurch hat an diesen Stellen den Melodien einfach der gesangliche Gegenpart gefehlt und ein bisschen hohl gewirkt. Insgesamt dürfte aber Sanctity mit diesem Klasse Auftritt nicht wenige Fans an diesem Abend hinzugewonnen haben und empfiehlt sich mit Road to Bloodshed.

AnnihilatorNun durfte das Soloprojekt Annihilator um Kultfigur Jeff Waters an die Reihe. Doch hätte ich nicht genau gewusst, dass außer Ihm nur Gastmusiker auf der Bühne stehen, wäre ich nie auf diesen Gedanken gekommen. Das spricht für die Qualität der Auswahl in individuellem Instrumentalen Umgang und Charackter der Musiker. So legte eine eingeschworene Einheit los, die eher den Eindruck erweckte seit zwanzig Jahren zusammen Metal auf hohem Niveau zu spielen als für eine Tour zusammengewürfelt zu sein. Denn hohe Spielkunst boten sie überragend dar. Hier stimmte nicht nur der Sound in perfekter Manier, auch die meist progressiv angehauchten und dennoch treibenden Songs ließen einen kaum los. Da ich vorher Annihilator nur vom Namen her kannte, war dies deutlich die positive Überraschung des Abends. Auch wenn einem der Stil nicht gerade liegt, muss man dieses Band mal gesehen haben. Sie sind live echt eine Wucht. Waters hatte die Menge voll im Griff, machte gut Stimmung. Schwer vorzustellen, dass dieser Sunnyboy der Mastermind dieses anspruchsvollen Projektes sein soll. So gleich wollte ich mich im dafür geiseln, dass ich kein Interview mit Jeff angefragt hatte. So bekam ich nebenbei mit, dass Jeff deutlich überrascht von der positiven Resonanz war, da sein Projekt jahrelang brach lag, und er nur aus Spass an der Musik noch mal loslegte und diese Tour warscheinlich nicht bekommen hätte, wenn Trivium nicht Annihilator Fans wären. Danke Trivium, denn dieser Auftritt war großes Kino.

TriviumEineinhalb Stunden und zwei klasse Bands nach Anpfiff stürmten dann die Mannen die Bühne, wegen denen sich das Longhorn an diesem Abend gefüllt hatte. Doch dieser Auftritt spaltete doch deutlich mein Gemüt. Trivium ist für mich derzeit die stärkste Thrash-Metal-Band mit heftig eingängigen und rockenden, zum moschen verführenden Songs. Und das war eigentlich noch das positivste an dieser Darbietung. Die Stimmung war klasse und der Beat mitreißend. Wenn da nicht der miserable Sound gewesen wäre. Die druckvollen Screams von Corey und Heafy waren präsent, doch der restlich Gesang kaum wahrnehmbar. Insbesondere die Drumbase war deutlich zu laut und unpräzise eingestellt und übertönte diesen und auch gelegentlich die Melodielinien der Gitarren. Schon kurz davor einen Amoklauf Richtung Mischpult zu starten, hielt mich dann doch mein sanftes Gemüt und der Mangel an nötigen Equipment zurück.
Es bleibt mir einfach ein Rätsel, wie es sein kann, dass professionellen Mischern solch offensichtliche Fehler unterlaufen. Es sagTriviumt ja niemand was, wenn diese Mängel im Laufe des Konzertes behoben werden, da sich ja bekantlicherweise die Akkustik durch das Volumen der Menge im Raum wieder ändert. Aber so was… unglaublich. Vor allem bei einer Band, die auch noch für die individuellstarken Leistungen am Instrument bekannt geworden ist. Unterm Strich für mich Trivium dennoch der beste Act des Abends, was aber eher meiner kompromisslosen Anhängereigenschaft zuzuordnen ist. Die wenigen Annihilator Fans dürften den Namen Trivium wohl schnell wieder vergessen.

Christian Schneider


 
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